Freitag, 29. April 2016

Gefangen im eigenen Sein?

Der Frühling lässt sich ganz schön Zeit oder?
Dennoch sind die Tage, trotz Hagel, Schnee und Wolkenbarrieren nicht immer nur negativ zu betrachten.
Alle sind sie doch für sich genommen phänomenal, erst Recht, wenn die Sonne meint sich dazwischen zu drängen.

Gestern war ein aussergewöhnlicher Tag für mich. Für so viele. Sehr anstrengend und abwechslungsreich und informativ.

Vielleicht sollte ich meinem Körper ausnahmsweise dankbar sein. Dankbar für eine Infektion, die unangenehm ist, denn ihretwegen durfte ich gestern , da ich eben nicht im OP lag, Freudentränen in den Augen meines Sohnes sehen. Selten nimmt er mich in den Arm, es ist ihm eigentlich peinlich, er schämt sich.
Doch gestern war dies anders.
Er hatte Projektwoche in den vergangenen Tagen und gestern durften die Kinder ihre Projekte vorstellen. Vor den Eltern und Verwandten.
Er sprang mir, ja das tat ziemlich weh,  in meinen Arm und lachte und die Tränen liefen. Und ich wischte sie ihm ab und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Er wischte ihn, entgegen seiner Gewohnheit, nicht weg.
Als sein Projekt vorgestellt wurde, war er sehr stolz. Er ist einer von 4 "Lübeck Experten" und ich staunte nicht schlecht, als er ins Mikrofon sprach, dass sie mit dem Boot in den vergangenen Tagen nach Travemünde gefahren waren. Er sprach es ins Mikrofon und war sehr mutig dabei. Und das, obwohl er vor 4 Jahren noch nicht einmal seine eigene Einschulung erlebte, weil er panisch wurde, da der Halle zu viele Menschen beiwohnten. Und auch in den vergangenen Jahren mit Aufführungen versteckte er sich, kaum beteiligend, eher im Hintergrund. 4 Jahre und nun das.
Es war sehr emotional.
Und mein kleiner Mann wird gross. Es war toll ihn so glücklich zu sehen.

Als wir danach heim kamen, gab es eine kurze Verschnaufpause für mich und dann traf ich mich mit Britta.
Ein Termin stand an, Britta und ich hatten vorab schon über das Thema gesprochen, war ich dann doch sehr aufgeregt. Nervös. Ängstlich. Es war ein guter Termin und demnächst werde ich Euch dann mehr darüber erzählen, worum es ging und wie so der Vorgang ist. Versprochen. Worauf es aber auf den Termin gestern ankam war, dass das erste Mal seit ich mich erinnern kann, sofort jemand verstanden hat, dass ich es bevorzuge Emails oder Sms auszutauschen.

Von dort aus gingen Britta und ich spazieren und unser Weg führte über Umwege wieder zum Real. Also eine weite Strecke, insgesamt liefen wir im Schneckentempo gestern 15km, aber ich brauche noch das ein oder andere für die kommenden Wochen.
Auf dem Weg unterhielten wir uns wieder über viele Themen und zum einen auch über das Thema "Der Wandel der Zeit im Kinogenre /Videothekengenre". Hierzu erzählte ich ihr, wie es damals in Lübeck war, sie kommt ja nicht von hier.
Mitten in meinen Ausführungen sagte Britta plötzlich:" Du da war gerade einer deiner Urologen aus der Uni und er hat uns erkannt und gelächelt." Ich drehte mich um. Er war bereits weg, aber ihrer Beschreibung nach weiss ich bereits, wer es war. Ich hoffe, er nimmt es mir nicht übel, aber ich habe in meiner Welt fest gesteckt und so ziemlich gar nichts um mich herum wahr genommen. Ich war nicht unhöflich, würde dies auch nicht sein wollen, und hätte sicher gegrüsst, wenn ich etwas mit bekommen hätte.
Irgendwann erreichten wir unser Ziel. Und nach einigen Pausen, einem neuen Trainingsanzug und dem Gefühl zu sterben, wenn ich nicht bald ein heisses Geflügelwiener mit Senf irgendwo her kaugen kann,  ging es auch bereits wieder zurück. Ohne Würstchen, aber mit Käsebällchen im Schlepptau, von denen Britta und ich uns auch direkt welche einverleibten. Ich kann noch nicht fassen, dass wir 6.5 Stunden unterwegs waren (inkl. Termin). Mir kam die Zeit wesentlich kürzer vor.

Irgendwie nach all der Anstrengung und dem Spass, macht sich natürlich auch Erschöpfung in mir breit. Wirklich viel gegessen hatte ich nicht. Aber immerhin etwas. Und mein Abendessen hatten sich mein Mann und meine Tochter einverleibt, weil ich nach gerade mal 3 Esslöffeln bereits satt war (Hühnchen mit Süsssaurer Sauce ohne Reis).
Dafür suchten mich dann Nebenwirkungen vom neuen Antibiotika auf. Durchfall.
Nicht angenehm, aber auch damit kommen wir zurecht.

Letztlich war es ein guter Tag.
Doch habe ich mal wieder gemerkt, was es bedeutet, seine Umwelt völlig zu vergessen, wenn man sich auf etwas bestimmtes konzentriert. (Vorausgesetzt man wird nicht gerade wieder von Rettungswagen-/Feuerwehr-/Polizeisirenen von den Beinen gerissen.

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