Dienstag, 5. April 2016

Die Nierenqueen - oder in engem Kreise die steinreiche Medizinfrau "kesse Niere"

Es ist mal wieder soweit. Ein neuer Tag, Übermüdung, Schmerzen, nur Probleme...
Gerne würde ich öfter mal positive Erlebnisse hier auf diesem Blog nieder schreiben. Leider sind so schöne Tage aber eher die Seltenheit unter den Seltenheiten. Ihr könnt Euch ja denken, was ich damit sagen will. Ja wieder einmal gibt es nichts Gutes zu berichten.

Ich erzählte bereits davon, dass ich meine, wie ein Nachtpfleger im Klinikum in der Notaufnahme gestern Abend so schön ausdrückte, "grüne Oase" namens Kräuter-/Gemüsebalkon herrichte.
Die letzten Tage war ich daher viel auf den Beinen. Ich habe Saat gekauft. Und gestern früh war ich dann abermals unterwegs. Spontan entschied ich mich, wenn ich schon eine grüne Oase in diesem Sommer haben würde, dann auch gleich den Boden verwandeln. Mein Balkon ist klein mit seinen 2.10m x 0.90m. Und wie der Zufall es will fand ich einen fertig zugeschnittenen Kunstrasen zum günstigen Preis.
Ich griff zu und kaufte ihn. Als ich Mittags wieder zu Hause war, ging es ans verlegen. Eigentlich ja eine Leichtigkeit, denn der Boden musste immerhin nur ausgerollt und gelegt werden. Ich legte ihn also zu Boden und wollte ihn dann ausrollen. Und als ich mich so vornüberbeugte, da zerriss es mich innerlich (nur auf der linken Seite).
Ein stechender und ziehender Schmerz schoss mir vom Becken aufwärts ins Nierenbecken und mir stockte kurz der Atem.
Naja gut. Ihr kennt mich ja. Ich lasse mich von sowas nicht aufhalten.
Also setzte ich mich auf das erste Stück des Kunstrasens, was mich schon sehr abmühte, und rollte den Rasen im Sitzen aus. Ich erledigte dies und da ich ohnehin gerade sass, pflanzte ich auch direkt mein Gemüse weiter, goss meine Pflanzen und räumte auf.
Als ich fertig war, pausierte ich kurz, um etwas zu trinken und ging dann anschliessend mit "leichten" Schmerzen linksseitig im oben benannten Bereich in die Küche und sääte dort dann noch meine Pflanzen, welche erst im Mai nach draussen kommen. Dafür stand ich halt ununterbrochen, so dass ich kaum Probleme hatte.
Nachdem ich mit allem durch war, zu Abend gegessen hatte und mein Mann und ich in Ruhe die letzte extra lange Folge TWD ( 1 Stunde) angesehen hatten, beugte ich mich sitzend nur minimal vor, um etwas zu trinken, und was soll ich sagen: ich zuckte zusammen, es raubte mir abermals den Atem, mir wurde minimal schwindelig und Übelkeit kam auf. Von da an, hatte ich keine Ruhe mehr. Jede Bewegung, egal ob Vor, Zurück oder zur Seite, schmerzte höllisch, die Übelkeit liess nicht mehr nach und wurde mit jedem Mal etwas schlimmer. So sah ich mich gezwungen, aus Angst meine Harnleiterschiene könnte sich verschoben haben, doch noch in die Notaufnahme zu fahren. Die Angst vor einer inneren Verletzung und davor am nächsten Morgen nicht mehr aufstehen zu können überwog einfach.
Um 22.45 Uhr kam ich im Klinikum an. Gemeinsam mit meiner Freundin Britta. Um 23 Uhr dann die Anmeldung.
Die Notaufnahme war brechend voll, volle Betten sammelten sich im Flur. Man bat um Verständnis. Dabei waren alle Schwestern, Pfleger und Ärzte stets freundlich und bemüht ein Vorankommen zu gewährleisten. Wie man in einem solchen Chaos so ruhig und routiniert arbeiten kann, kann ich mir gerade überhaupt nicht vorstellen. Aber so war es. Und einer meiner mich dort behandelnden Urologen liess auch nicht lange auf sich warten. Ultraschall mitten auf dem Flur, immer einen kleinen stimmungsauflockernden Scherz auf Lager, professionell und mit ruhigen Worten und Erklärungen prüfte er die Lage der Schiene, die Steine (steinreich) und die Blase. Urin wurde geprüft und ins Labor gesendet. Mehr konnte er nun nicht für mich machen und das war auch okay für mich, denn zumindest wusste ich nun, dass meine Schiene immernoch fachgerecht an Ort und Stelle lag und einen CT Termin habe ich ja bereits für Donnerstag.
Einziger stimmungstrübender Punkt, obwohl er dies nicht in seinen Bericht geschrieben hat, er fand nun 2 Steine in der rechten Niere, wo vor einer Woche noch von nur Einem die Rede war.
Gegen die Schmerzen verschrieb er mir Ibuprofen und für den Magen Pantoprazol.
Als ich um 0.35 Uhr dann die Klinik verließ, nicht ohne das mein Urologe zunächst dachte, ich hätte mich ohne Brief und Rezept aus dem Staub gemacht, da in all der Unübersichtlichkeit die Schwestern mich zwischenzeitlich
in eins der Behandlungszimmer geschoben hatten und ich dort gänzlich in Vergessenheit geriet, bis ich meinen Namen hörte und mich zu Wort meldete, ging es wieder gen Heimwärts. Um kurz nach 1 Uhr kam ich dort an. Trank noch etwas, berichtete meinem Mann, ging noch kurz ins Badezimmer und legte mich nach der Einnahme des Schmerzmittels ins Bett. Nur schlafen konnte ich nicht.
Bis 3 Uhr heute früh lag ich wach da! Dann endlich überwog die Müdigkeit und ich wanderte ins Land der Träume, leider nur bis 6 Uhr in der Früh, denn da klingelte mein Wecker und ich stand auf. Übermüdet, Schmerzbehaftet, Steif wie ein Brett.
Ich ging erst einmal in die Dusche, zog mich in verkrampfter Haltung irgendwie an, machte mir meinen morgendlichen Cappuchino, setzte mich und liess mal wieder erst einmal Tabletten zu Boden fallen,  meine Handtasche gen Süden fliegen bei dem Versuch sie fest zu halten und meine am Abend zuvor vorsichtshalber dort deponierten Augentropfen heraus zu holen. Als ich mit diesem mittlerweile routinierten Fehlgriffen durch war, stand dann auch bereits mein Sohn vor mir.
Ich nahm meine Sachen, gab meinen Bericht beim Hausarzt ab, eine Überweisung in Auftrag, um diese morgen in aller Frühe abzuholen, ging zum Bäcker und dann heim. Bereitete meinem Kind Frühstück und wurde dann bereits abgeholt, ohne selbst etwas gegessen zu haben.
Unterwegs trank ich noch einen Kaffee, denn glutenfreie Brötchen verkauft hier irgendwie kein Bäcker, dann gegen Mittag überkam es mich. Meine Knie wurden weich, meine Beine mochten mich nicht mehr, ich zitterte, mir wurde heiss, und vor meinen Augen verschwamm es, ganz langsam. Erstmal setzen und trinken, eiskaltes, viel davon!!!
Ca. 15 Minuten später ging es mir wieder gut. Nicht optimal, aber gut.
Also ging es weiter. Nächster Laden, wieder etwas für den Haushalt und meinen Sohn gefunden, ab ins Auto. Auf der Fahrt gen Heimat Brechreiz. Also Fenster auf während der Fahrt, das Risiko eingehend mir die nächste Augenentzündung einzufangen, aber Frischluft musste einfach daher.

Zu Hause dann erst einmal kurz entspannen. Wichtigen Schriftverkehr erledigen und dann direkt wieder los, nicht ohne vorher etwas gegen die mittlerweile wieder übermächtigen Schmerzen zu nehmen.
Als ich aus der Apotheke heim kam, die Info, ich solle meinem Rheumatologen via Email mitteilen, wann mein nächster Termin in der Rheumatologie des Klinikums sei, erledigte ich auch dies geschwind. Dann das erlösende glutenfreie Mehrkornbrötchen. Eins muss nun reichen, denn mein Mann kocht mittlerweile das Abendessen.
Seitdem sitze ich hier. Versuche zu entspannen, was nicht einfach ist.

Morgen geht es weiter. Organisation ist alles. Im Kopf ist alles geplant. Die Umsetzung folgt. Mit Mühe zwar, aber das wird schon.

Meine Hoffnung habe ich noch. Hoffnung auf Besserung,  auf ein Ende des Leids.

Es ist schwer, wenn es einem nicht gelingt anderen deutlich zu zeigen, dass es einem wirklich wirklich schlecht geht. Warum ist das so schwer für mich?

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