Warten. Warten ist schrecklich. Aber in mancher Hinsicht wohl nötig. Ich bin mir nicht sicher, woran ich erkennen sollte, ob es nötig oder unnötig ist.
Ich vertraue meinen Ärzten. Sie wissen, was sie tun und sagen mir, was sie denken. So hoffe ich natürlich. Warten ist so eine Sache. Auf irgend etwas oder irgend jemanden wartet man immer. Die Probleme aber nehmen zu, sie warten nicht mit, sie kommen dazwischen. Gut ist natürlich, dass meine Erkrankungen deutlicher werden in der Zeit, man besser beurteilen kann und somit Diagnosen sicherer werden. Schlecht daran ist aber, dass manche Probleme dadurch schlimmer werden und dann nicht mehr mal eben aus der Welt geschafft werden können. Sie bleiben oder brauchen eine sehr lange Therapiedauer, um reduziert werden zu können.
Im Moment warten alle, alle warten darauf, wie es mit meiner Nierenproblematik weiter geht.
Mir steht einiges bevor. Grob wissen wir ja, dass es mehrere Ops sind und ein Zeitrahmen von 1 bis 1.5 Monaten. Vorerst. Darüber hinaus? Wer weiss es schon. Mister Behcet wird sich schon was neues für mich einfallen lassen.
Die schonende Methode hört sich gut an, aber dafür dauert alles länger. Die schnelle Methode ist einfach zu unsicher, auch wenn sie im Normalfall eben zügiger voran geht. Ich bin jung, ich würde meine Nieren gern noch eine Weile länger behalten, unnötige Risiken meiden. Dennoch ist wohl verständlich, dass ich das alles doch schnell hinter mich bringen will.
Ich will aber genauso auch sicher sein, wir gehen den schonenden Weg und ich hoffe, dass in dieser Zeit nichts schlimmeres geschieht.
Heute war ich bei meinem Neurologen. Es war ein guter Termin. Wir sprachen über die Nierenprobleme, über meine künftige Behandlung in der Rheumatologie des UKSH und über das Sulcus-ulnaris-Syndrom und meinen Tremor.
Er sah sich alles an und stellte fest, dass mein Tremor sich in den letzten Wochen tatsächlich verändert hat, deutlicher geworden ist, dass ist halt auch mein Eindruck. Da er im Zusammenhang mit meiner Behcet-Erkrankung aufgetreten ist, wollen wir jetzt auf jeden Fall die Nierenproblematik und die Rheumatologische Behandlung abwarten. Immerhin ist bekannt, dass Nierenprobleme einen Tremor verstärken können und auch das ist mir an einigen Tagen aufgefallen. Es gab sehr wohl in den letzten Wochen Tage, an denen selbst das Löffeln von Suppe für mich zur Anstrengung wurde. Denn wenn man zittert, stark zittert, ist der Löffel schon leer, ehe er am Mund ankommt oder die Kleidung darf am Ende direkt mal gewechselt werden. Es belastet mich natürlich. Ich bin um jeden Tag froh, an dem ich es schaffe zu Essen, ohne meine Umgebung anschliessend putzen zu müssen. Medikamentös gehen wir zumindest erst einmal nicht vor. Wir sehen uns, sofern nicht etwas Neues auftritt, im Juni wieder. Dann möchte er auch meinen Kopf wieder auf Veränderungen prüfen.
Unser Termin heute war kurz, dennoch hat mir diese kurze Zeit und das Ansprechen der aktuellen Ereignisse ausgereicht, um wieder etwas zur Ruhe zu kommen in meinem Kopf. Ja es gibt Tage, an denen ich keinen klaren Kopf mehr habe, mich die Angst übermannt. Tage, an denen ich um so mehr froh bin, wenn meine Freundinnen oder mein Mann mich begleiten und wieder aufbauen. Ich habe keine Depressionen, die Situation ist ja nicht hoffnungslos, sie ist nur anstrengend für mich. Ich komme einfach nicht zur Ruhe.
Ich spüre, dass mir die momentane Stressphase zu schaffen macht. Seit Tagen habe ich Ameisenlaufen (Parästhesien) auf dem oberen Hinterkopf. Es ist nicht tragisch, aber zeigt mir, dass ich innerlich unruhiger bin, als es äusserlich den Anschein erweckt.
Ich denke, dass es wieder verschwinden wird.
Allerdings, wie mir auch sonst wieder und wieder geschehen, ärgert es mich natürlich auch, dass ich es vorhin nicht angesprochen habe. Denn Parästhesien, wenn sie oft auch auf psychische Belastungen wie Stress zurück zu führeb sind, sind dennich eine Nervensache, immerhin ist es etwas Neues, was ich vorher nicht hatte. Ich kenne es, dass ich mir vor lauter Nervosität / Aufregung unbewusst die Hände zerkratze, ich kenne es, dass mein Oberkörper in Schwingungen verfällt, wenn ich mich in meinen Gedanken verliere und nicht weiss, wie ich über etwas reden soll, weil ich innerlich blockiere, aus Angst den Mund aufzumachen. Ja und ich gehe gerade auch DESHALB zu wichtigen Terminen in Begleitung, weil ich dazu neige zu vergessen oder zu schweigen. Letzten Endes ändert es aber nichts an der abwartenden Haltung.
Warten und Beobachten ist in den letzten 2 Jahren ein Dauerzustand geworden.
Warten ist so gar nicht meine Stärke. Ich verbinde dieses Wort mit Einschränkung meiner selbst.
Früher war alles einfacher. Es gab nichts zu warten. Ich habe gehandelt! Sofort! Ich war selbstbestimmt. Ich war ich!
Heute ist mein ganzes Leben Fremdbestimmt. Warten auf Termine, warten auf Untersuchungsergebnisse, warten auf Veränderungen, warten auf wirksame Medikamente, warten, warten, warten.
Und ich? Ich erstarre und harre der Dinge, die noch kommen.
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