Es gab eigentlich nie eine Zeit, in der es mir wirklich gut ging, in der ich nicht irgendein Problem hatte.
Aber wie es so ist, schob ich viele meiner Probleme stets darauf, dass sie eben gerade so sind, wie sie sind.
Die Frage nach einer gemeinsamen Ursache stellte sich mir nicht, abgesehen von einem einzigen Aspekt meines Lebens, der sich eher auf der emotional-sozialen Ebene befand.
Anders zu sein, ist für mich nichts Neues. Doch hatte dieses Anderssein damals nur den Namen Autismus!
Eine Konstante meines Lebens, die mich stets begleitete und eine Diagnose, die sowohl bestätigt als auch genauso oft dementiert wurde, mir persönlich aber durch meine Interessen und das richtige Umfeld kaum Probleme bereitete.
Doch gab es mehr im Hintergrund, von dem ich nichts ahnte. Von dem wohl kaum jemand etwas ahnte, bis ich im Jahr 2013 bei meinem Augenarzt vorstellig wurde, welcher mir nach einer gründlichen Diagnostik mitteilte, dass ich eine in Deutschland wohl eher selten vorkommende Autoimunerkrankung und nebenbei ein Glaukom beidseitig hätte.
Ich bekam für meine Augen Medikamente und eine Brille und ging fortan regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen. Andere Probleme stellte ich bis dahin an mir nicht fest. Doch im Verlauf entzündeten sich dann plötzlich immer wieder meine Augen.
Cortisontropfen folgten und nach und nach kam dann das Siccasyndrom hinzu.
Auch hier sagte ich mir noch, es sind nur die Augen, nur!
Aber sie waren nur der Begin.
Nicht lange danach kamen plötzlich Probleme mit meinem Sprunggelenken hinzu, dann die Knie, die Muskulatur der Beine und letztlich überfielen mich dann Probleme mit den Armen, dem Oberkörper ansich. Schmerzen, Zittern, Muskelzucken, Muskelkrämpfe, Entzündungen.
Meine Augen waren der Anfang, und am Ende liess die Erkrankung nicht einmal meine Ohren in Ruhe, meine Nervenbahnen, meine Harnwege etc.
Heute weiss ich nach einem langen Weg zumindest einen Teil der Ursache: "Morbus Behcet"
Zu Verdanken habe ich die schnelle Diagnosefindung meinen Ärzten. Augenarzt, Neurologe, Dermatologe und Rheumatologe sowie mein mittlerweile im Ruhestand befindlicher Hausarzt brauchten nicht lange, um gemeinsam einen Namen für das böse Kind zu finden.
Im Nachhinein ist dies nur ein Teilergebnis, aber ein doch sehr vielfältiges, ein Anfang auf dem Weg zum Ende und dieser Weg ist lang.
Wie mein Rheumatologe mir einst sagte:" Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn."
Laut einschlägiger Literatur zu Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis / Autoimunerkrankungen und weiteren kann die Diagnosefindung je nach Krankheitsaktivität teilweise Jahrzehnte dauern. Eine lange Zeit, in der solche Krankheiten doch schon oft grosse Schäden anrichten können.
Ich kann mich daher wohl glücklich schätzen, dass es von Diagnostikbegin bis Diagnosestellung bei mir "nur" 1 Jahr dauerte.
Und seit diesem Zeitpunkt habe ich um mich herum bereits einige wenige Menschen finden können, die genau verstehen, wie es mir geht, weil sie ähnliches mit der gleichen Erkrankung miterleben. Wenige Menschen, die ein wichtiger Teil meinerselbst geworden sind.
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