Es ist egal, welcher Gruppe Menschen man angehört, jeden kann es treffen. Jeder kann am Ende gesundheitlich vor dem Aus stehen.
Ich mag es eigentlich nicht Menschen in Schubladen zu sortieren, sie einer Gruppe zuzuordnen. Und das ist so, weil ich jede Gruppe kennen gelernt habe und mir daher klar ist, dass es kaum eine Rolle spielt, welcher man angehört, wenn es einen gesundheitlich trifft, denn es gibt Dinge, die kaum beeinflusst werden können.
Ich habe eine Freundin mit privater Krankenversicherung, die genauso leidet wie ich und genauso kämpfen muss, wenn sie von den richtigen Ärzten behandelt werden möchte. Mit Geld bekommt man vielleicht etwas mehr oder evt. Etwas schneller, aber dennoch nicht alles auf dem Silbertablett serviert. Um so mehr verstehe ich manche Diskussionen nicht, die Privatversicherte und Kassenpatienten gegeneinander aufbringen.
Fakt ist: Ist man Privatversichert hat man es in mancher Hinsicht komfortabler, aber an gesetzlichen Vorgaben bez. Medikamentenzulassungen und Kassenrichtlinien zur Behandlung mancher Erkrankungen kommen auch sie nicht vorbei. Und für Ärzte sind Privatversicherte überlebenswichtig, denn an chronisch kranken Kassenpatienten verdient ein Arzt dank harter Budgetierung nichts sondern verliert sogar noch Geld und geht hohe Risiken ein, wenn er sein Budget evt. überschreitet. Daher sind chronisch kranke Kassenpatienten nicht gerade beliebt. Um so besser ist es zu wissen, dass es noch ambulante Ärzte gibt, denen Budgets "unwichtig" sind, wenn sie einen Patienten haben, den sie gerne mögen oder unbedingt auf dem Weg begleiten möchten. Manchmal besteht sogar die Chance auf beteiligte Erforschung und Prestige durch Publikationen. Hierbei gilt wohl auch je seltener die Erkrankung, je interessanter das Thema, desto höher die Chance anderweitige Einnahmequelle zu erschließen.
Ich habe solche Ärzte. Ich gehöre zu den Patienten, die nur zum Arzt gehen, wenn sie Angst haben, weil sie etwas neues haben, mit dem sie sich nicht auskennen oder etwas, wo sie definitiv mit zum Arzt müssen, weil es einer zwingenden Behandlung bedarf wie zum Beispiel Thrombosen. Ich möchte meinen Ärzten keine übermäßige Last sein. Doch meine Ärzte sagen mir jedes Mal aufs deutlichste, dass ich, egal was ich habe, auf jeden Fall hin kommen soll, mich jederzeit melden darf und kann, wovon ich selten bis gar nicht Gebrauch mache.
Auch mögen viele Ärzte es nicht, wenn sie es mit Patienten zu tun haben, die sich auch vorab und hinterher selber informieren. Leider, verständlich herweise, gibt es auch eine nicht gerade kleine Anzahl an Hypochondern und Panikpatienten, die hinter jedem Schnupfen gleich eine tödliche Erkrankung vermuten oder sich selbst verrückt machen, daher kann ich die Einstellung der Ärzte hierzu gut verstehen. Ich bin zwar gut informiert und stelle mir meine Diagnosen meist selbst, ehe ich zum Arzt gehe, bisher traf aber immer alles genau auf meine Befürchtungen zu. Der Unterschied ist, ich informiere mich korrekt. Ich kenne meinen Körper und wenn ich gekonnt hätte, hätte ich damals gerne Medizin studiert, aber aus diversen Gründen ist es nur ein Hobby, dass durch gute Freunde, die selber teils Ärzte sind, gefördert wurde, indem ich die richtige Lektüre geschenkt bekam und gelernt habe, dass hinter den meisten Erkrankungen eher harmlose Ursachen oder Folgen zu finden sind. Und einiges auf natürliche Weise behandelt werden kann, ehe man die Schulmedizin in Betracht ziehen sollte. Viel zu schnell reden sich manche Patienten schlimme Erkrankungen ein oder greifen auf "harte" Medikamente zu, statt erst einmal die sanfte Methode anzuwenden. Ich spreche nicht von Homöopathie sondern von allgemein als gut befundene Hausmittel, die früher standardmäßig angewendet wurden, ehe man einen Arzt aufsuchte. Jeder kennt die Situation der Überflutung von Notaufnahmen und Wartezimmern, in der jeder denkt, er wäre am wichtigsten, am krankesten und das obwohl die meisten von ihnen sich selbst hätten zu Hause selber helfen können. Darunter leiden müssen dann diejenigen, die wirklich einen Arzt brauchen und dann stundenlang unter Schmerzen und anderen Symptomen in Wartebereichen untergebracht werden, weil die Abfertigung der Bagatellfälle einfach ewig dauert und sie dabei manches Mal als wirklich krank übersehen werden. Und nicht zu vergessen das Personal, welches dadurch überfordert/ überarbeitet wird, Überstunden schieben muss und dann den Frust und die Wut der Patienten auffängt. Ich selbst habe das oft genug miterlebt als Zuschauerin genauso, wie als Patientin. Der Frust wird oft an den Ärzten und Helfern/ Schwestern ausgelassen, dabei können sie oft am wenigsten dafür. Erst kürzlich erlebte ich wieder eine solche Situation. Ich saß, wie so oft ohne Termin, bei meiner Hausärztin in der Praxis. Ich komme oft ohne Termin, weil meine Hausärztin extra akute Sprechstunden eingerichtet hat, wo nach Schwere und Einlassreihenfolge entschieden wird und ich habe kein Problem damit zu warten, wenn ich sehe, dass jemand es nötig hat, vor mir dran zu kommen und ich entscheide eher spontan im Verlauf des Tages, ob ich überhaupt zum Arzt gehe, denn wie gesagt bei vielen "Krankheiten" kann man sich selbst helfen und bei einigen weiss ich aus Erfahrung was ich tun muss, weil wir diese Dinge immer auf die gleiche Weise behandeln. Ich saß also im Wartezimmer und da waren mehrere Patienten, alle bereits vor mir dort gewesen. Einer unter ihnen sah wirklich schlimm aus. Er konnte sich kaum auf dem Stuhl halten. Eine andere Dame, nieste lediglich unregelmäßig, beschwerte sich dann heftigst, als der Herr, dem es sichtlich schlecht ging, vor ihr aufgerufen wurde, weil er sich ni ht mehr sitzend halten konnte. Ihre Begründung war, sie hätte schon 20 Minuten gewartet, ehe er die Praxis betreten hatte. Um so böser muss sie wohl gewesen sein, als ich dann am Ende auch noch vor ihr rein durfte mit akuten Schmerzen, Fieber und Schüttelfrost. Die Helferinnen und meine Ärztin Taten mir wirklich leid, weil sie dafür blöd behandelt wurden, obwohl sie richtig gehandelt haben. Mit Termin wäre die Dame fast Minutengenau dran genommen worden. Und so etwas kommt mehrfach täglich vor, obwohl fast alle schriftlich darüber informieren, dass man 1. nach Möglichkeit einen Termin ausmachen sollte und 2. Notfälle immer vorgezogen werden. Sei es drum. Ich finde es hammer hart, wie viel Druck in Praxen und auch in der Klinik aufkommt und dass es fast immer die Falschen trifft.
Das Leben könnte so einfach sein, ist es aber nicht, wenn man bestimmte Berufe ergreift oder chronisch krank ist. Das ist leider Fakt.
Ich möchte gerne an dieser Stelle nochmals allen danken, die sich dennoch täglich für ihre Patienten aufopfern und stets dabei gute Laune zeigen, obwohl sie diese, meiner Meinung nach, bestimmt nur selten haben.
Ich schweife ab, denn wenn ich erst im Fluß bin, fällt es mir schwer, ein Thema zu beenden. Auch, wenn ich mit dem Schreiben oft pausieren muss und viele meiner Texte nur dank T9 und Autokorrektur und über mehrere Tage verteilt zustande kommen, da ich sonst fast permanent damit beschäftigt wäre, Fehler zu korrigieren, die trotz allem in jedem meiner Texte zu finden sind.
Letztlich bin ich immer wieder überrascht, wie so manches problemlos funktionieren kann, anderes dafür von Problemen überhäuft ist. Wie ich bereits schrieb, ging vieles im letzten Jahr ziemlich schlecht für mich voran. Ich hatte aufgegeben zu kämpfen und mühselig Anträge gestellt, damit wenigstens etwas geschieht und nun nachdem ich endlich eine gute Nachricht bekommen habe, hatte ich wieder Mal etwas Neues, gegen das ich zu kämpfen habe. Eine Thrombophlebitis. Man hat ja nicht genug Probleme. Ich sollte mich ja wieder in der Klinik melden, wenn was neues auftritt, gesagt/ getan. Mein Mann rief dort an und es hieß vor Mai sei kein Termin frei. Ich schrieb dem Prof. der für mich zuständig war eine Mail, zum einen, weil Mai echt spät ist und zum anderen, weil ich mir sicherlich nicht die Mühe mache hin zu kommen, was für mich eine enorme Hürde ist bei der Entfernung und dann noch im Winter, nur um dann gesagt zu bekommen, dass trotz neuer Symptomatik nichts getan wird. Und siehe da, 3 Tage später erhalte ich eine Mail und einen Anruf, dass ich am 1.2. zusammen mit meiner Tochter hin kommen soll. Immerhin. Das sind nunmal 3 Monate Unterschied, in denen es möglich wäre mir aktiv zu helfen, wenn man bedenkt, dass jedes Mal erst Blut entnommen wird, ehe man weiter diskutiert. Wir sollten also gespannt sein, ob es dieses Mal weiter geht oder ich weiterhin auf der Stelle stehe.
Dann hatte ich wieder Termin bei meinem Augenarzt. Wir hatten wieder ein gutes Gespräch und ich sagte auch ehrlich, dass ich mittlerweile keinen Nerv mehr auf Tropferei habe und demnach auch ab und an nicht tropfe. Klar ist das nicht gut für die bereits geschädigten Augen, aber nach 6 Jahren intensiver Tropftherapie geht einem auch mal die Puste aus. Viele geben schon sehr viel früher auf oder nehmen die Tropferei von Anfang nicht annähernd so ernst wie ich. Letztlich ist das Wissen, das die Tropftherapie vor weiteren Schäden bewahrt hat ausreichend, aber der Nachgeschmack der Uhrzeitgesteuerten Tagesabläufe bitter. Doch es ist die Mühe wert, wenn man sich auf diese Weise lange Zeit schwerwiegender Eingriffe entzieht. Das ändert nur nichts daran, dass es einem lästig wird, je länger man das Programm streng durchzieht.
Meine Empfehlung bleibt dennoch, zieht es durch, solange ihr es schafft, denn das ist immer noch das Beste auf Dauer gesehen, denn je jünger ihr seid, desto schwerwiegender ist jede OP. Denn nichts ist auf Dauer und jede OP, die ihr euch auf Dauer erspart ist für Euch langfristig besser.
Zumindest vermittelte mir mein Augenarzt wieder eine Menge Zuversicht. Er macht sich seine eigenen Gedanken und kümmert sich gut um mich. Es mag Leute geben, die ihn und seine ehrliche Art nicht mögen, er sagt gerade heraus, was er denkt und ja, er schimpft auch, wenn man sich nicht an seine ärztliche Anweisung hält, aber umgekehrt beschäftigt er sich mit seinen Patienten, er kümmert sich und hat immer ein offenes Ohr. Und wenn man ehrlich mit ihm ist, dann versteht man sich auch gut. Nach all den Jahren mit Augen tropfen versteht er, dass ich mittlerweile nicht mehr mag und hat mir au h bereits gesagt, was er für die Nähe Zukunft plant. Ich bin ihm wirklich dankbar für seine Hilfe. Er ist einer der wenigen, der mir nicht sagt, was Ich alles tun sollte, sondern sagt mir, was Er für mich tun kann und wird. Statt mich zusätzlich zu belasten, entlastet er mich.
Ich kenne einige Ärzte, die wie er, sich für ihre Patienten "aufopfern". Ärzte deren Beruf ihre Berufung ist und die daher auch viel für ihre Patienten machen. Inkl. Überstunden und Arbeiten an geschlossenen Tagen, aber auch dann, wenn sie selber krank sind und sich ausruhen sollten. Sie besuchen zudem während ihrer rar gesäten Urlaubstage auch noch Seminare, Fortbildungen, Weiterbildungen etc. Vielen wird nicht gedankt. Dabei sollte man sich evt. mal Gedanken darüber machen, was sie leisten, statt immer nur über Dinge zu reden, die hier und da mal falsch laufen.
Eigentlich weiß ich nicht, welchen Titel mein heutiger Post hier haben sollte. Es geht um Prinzipien, Tatsachen, aber auch Wertvorstellungen und die Dankbarkeit für das, was andere für uns leisten. Ja auch wir leisten viel trotz unserer Erkrankungen. Mehr, als wir können und weniger, als von uns amtlich gefordert wird, weil viele einfach nicht wissen, was wir erleiden, weil sie es selbst nicht erleiden. Dabei fällt mir noch ein Beruf ein, der ebenfalls nicht wertgeschätzt wird, au h hier wird lieber kritisiert und schlecht gemacht statt zu loben und zu sagen, was wirklich gut läuft. Es sind die Lehrer von denen ich spreche.
Ich habe eine Tochter, selber von Morbus Behcet/ Rheuma und anderen Faktoren betroffen, aber eben schulpflichtig , was mitunter eine grosse Herausforderung sowohl für meine Tochter als auch für ihre Lehrer darstellt. Meine Tochter wurde 1 Jahr früher eingeschult, es wäre daher kein Drama, wenn sie die 4. Klasse wiederholen müsste, sie hat viele Krankentage durch Schübe, aber auch durch Arzt und Kliniktermine, dennoch musste sie bisher nicht wiederholen, ihre Lehrer haben ihr immer geholfen alles verpasste nachzuholen und weiter mit zu kommen, haben sich um sie gekümmert, auch seelisch viel Aufbau Arbeit geleistet. Etwas das man nicht verlangen kann. Nicht bei fast 30 Schülern in der Klasse und vor allem nicht, wenn man bedenkt, dass ihre eigene Klassenlehrerin selber Rheumakrank ist, selber mit ihrer Gesundheit kämpft. Was diese Frau leistet ist extrem viel. Um so weniger Verständnis bringe ich für die Dauerkritiker unter den Klasseneltern auf. Nörgeln auf hohem Niveau, obwohl die Kinder trotz Unterrichts-Ausfall/Vertretungen die Ziele der 4. Klasse fast alle super erreicht haben. Wie wäre es mit etwas Dankbarkeit dafür, dass diese Leistung viel auch durch die Lehrer zustande gekommen ist?
In einem Land wie unserem muss niemand mit Nichts dastehen. Und jeder hat gewisse, wenn auch teilweise eingeschränkte, Möglichkeiten sich seine Zukunft selber zu gestalten. Gerade wir chronisch Kranke sind dazu angehalten zu planen, aber auch spontan umzuplanen, wenn zum Beispiel ein Schub dazwischen kommt. Wir sind angewiesen auf Lehrer, Ärzte, Therapeuten, die uns auf unserem Weg unterstützen und helfen, aber wir sollten niemals vergessen, dass auch Sie ein durchaus hartes Leben haben, eigene Probleme, und daher unsere Hilfe und unseren Zuspruch auch nötig haben. Wir sollten weniger kritisieren und mehr zuhören und vorallem auch dankbar sein für diejenigen, die echte Mammutarbeit leisten.
Danke für alles.